Hand in Hand
Mit gebündelter Kraft von Schul- und Komplementärmedizin gegen Entzündungen und Krebs
Wer unter einer schweren Erkrankung leidet, greift oft nach jedem Strohhalm, der zur Heilung beitragen könnte. Um den Therapieerfolg jedoch nicht zu gefährden, sollten unbedingt alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt sein. Die Lösung hierfür heißt Integrative Medizin. Sie verbindet die wissenschaftlich evidenzbasierte Medizin mit erfahrungsbegründeter Medizin. Dabei erfolgen die komplementären Methoden zusätzlich zur üblichen Behandlung und sind im Unterschied zur Alternativmedizin nicht als Ersatz zu sehen. Die Maßnahmen zielen vor allem darauf ab, die Verträglichkeit und die Wirksamkeit der Therapie zu unterstützen, Beschwerden zu lindern, Nebenwirkungen zu reduzieren, das Immunsystem zu stärken, die Lebensqualität zu verbessern und dadurch insgesamt zu einer besseren Krankheitsbewältigung beizutragen. Vor allem bei Entzündungen und bei Krebserkrankungen hat sich der integrative Ansatz bewährt.
Im Rahmen der Integrativen Medizin wird nicht die Erkrankung einer Patientin bzw. eines Patienten in den Fokus gerückt. Vielmehr betrachtet das Behandlungsteam den gesamten Menschen und versucht daher auch, ein individuell zugeschnittenes und ganzheitliches Therapiekonzept zu erstellen. Schwerpunkte integrativer Behandlungsmethoden sind u. a. klassische Naturheilverfahren, Sport- und Bewegungstherapien, die Pflanzenheilkunde, Ernährungstherapien, Entspannungstrainings, Hydro-, Enzym- und Misteltherapien, Immunstimulanzien, Vitamine, Spurenelemente, Probiotika und Strategien für einen gesunden Lebensstil.
Sport und Ernährung unterstützen Therapie
Die Konzepte der Integrativen Medizin sind fester Bestandteil der ganzheitlichen Behandlung im Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport (Leiterin: Prof. Dr. Yurdagül Zopf) an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen. „Einer unserer Schwerpunkte ist die Erforschung und die Therapie des Tumorkachexie-Syndroms“, sagt Prof. Zopf. „Dieses Krankheitsbild betrifft etwa jede zweite Krebspatientin bzw. jeden zweiten Krebspatienten. Es führt zum Verlust der Muskelmasse und der Muskelkraft – Betroffene fühlen sich deshalb körperlich schwach und müde. Das schränkt nicht nur die Lebensqualität erheblich ein, sondern gefährdet auch den Erfolg der Krebsbehandlung. Eine gezielte Ernährungstherapie auf Basis einer gesteigerten Eiweißzufuhr und ein an die körperliche Konstitution angepasstes Muskeltraining sind deshalb sehr wichtig.“ Auch bei der Behandlung von chronischen Entzündungen wie Colitis ulcerosa spielen die Ernährungs- und die Bewegungstherapie eine große Rolle und sind unverzichtbare Elemente der individuellen Behandlungspläne.
Selbstheilungskräfte aktivieren
Auch die Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen setzt auf Integrative Medizin und hat seit einigen Jahren eine eigene Sprechstunde etabliert. Dr. Sophia Antoniadis betont: „Unser breit gefächertes Angebot an ergänzenden Therapiemethoden richtet sich etwa an Patientinnen mit Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs, aber auch an diejenigen mit gutartigen gynäkologischen Erkrankungen wie Endometriose und Wechseljahresbeschwerden.“ Ein Ziel der Integrativen Medizin sei es auch, die wissenschaftlich evidenzbasierte Therapie besser in die aktuelle Lebenssituation der Betroffenen einzubetten und die Akzeptanz der Erkrankung zu verbessern. Für den Therapieerfolg sei entscheidend, dass alle Schritte aufeinander abgestimmt werden. So lasse sich vermeiden, dass es zu unerwünschten und möglicherweise gefährlichen Neben- und Wechselwirkungen kommt.
Orientierung geben und Verträglichkeit verbessern
Bösartige Tumoren, Leukämien, maligne Lymphome: In der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Uni-Klinikums Erlangen werden Patientinnen und Patienten mit besonders schweren, meist lebensbedrohlichen Erkrankungen behandelt. „Oft müssen wir das gesamte Spektrum moderner Diagnostik und Therapien einsetzen, wozu beispielsweise Systemtherapien mit Zytostatika, Knochenmark- und Blutstammzelltransplantationen zählen“, erläutert Dr. Ali Behzad. „Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich aber auch, wie wichtig komplementäre Verfahren sind, um die Therapien verträglicher zu machen und den Betroffenen zu helfen, sich in der neuen Situation sowohl psychisch als auch sozial neu zu orientieren. Durch die positiven Erfahrungen gewinnen sie die Kraft und das Vertrauen, selbstwirksam, informiert und aktiv zum Erfolg ihrer Therapie beizutragen.“ Deswegen absolvierte der Facharzt für Innere Medizin neben einer Ausbildung in klassischen Naturheilverfahren noch Ausbildungen in Musiktherapie, in traditioneller chinesischer Medizin und in Akupunktur. Mit seinem Fachwissen hat er in den vergangenen Jahren in der Medizin 5 eine Sprechstunde für Integrative Medizin aufgebaut und bietet ergänzende Behandlungen an.
Über das DZI
Das Deutsche Zentrum Immuntherapie (DZI) dient als zentrale Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Krebs. Es bietet Behandlungsmöglichkeiten mithilfe gezielter und individueller Immuntherapien. Die Ärztinnen und Ärzte der am DZI beteiligten Einrichtungen versorgen die Patientinnen und Patienten auf den Stationen und in den Hochschulambulanzen. Auf Basis innovativer Forschung entwickeln sie modernste Diagnostik- und Therapieansätze, die u. a. im Rahmen von klinischen Studien am DZI zur Anwendung kommen. Somit profitieren die Patientinnen und Patienten rasch von innovativen Behandlungsmethoden in der Immunmedizin.
Über das CCC Erlangen-EMN
Das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (CCC Erlangen-EMN) ist ein interdisziplinäres onkologisches Exzellenzzentrum, ein sogenanntes Comprehensive Cancer Center (CCC). In der dreigliedrigen Versorgungsstruktur in Deutschland ist das CCC Erlangen-EMN eines der Spitzenzentren mit einer Kombination von Patientenversorgung, Forschung und Lehre. Es versteht sich dabei als gemeinsam getragene, interdisziplinäre Plattform der beteiligten Kliniken, selbstständigen Abteilungen und Institute. Weltweit sind Spitzenleistungen in der Onkologie zunehmend an solche Zentren gebunden, die sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Forschung über das gesamte Spektrum onkologischer Kompetenz und Technologie verfügen. Unter der Telefonnummer der kostenlosen Krebsinformation des CCC Erlangen-EMN (0800 85 100 85) erhalten Patientinnen und Patienten, Angehörige und Interessierte umfassende Informationen zum Thema Krebs, u. a. über das Angebot von Integrativer Medizin.
Weitere Informationen:
Dr. Sylvia Schreiner